Wie im Beitrag zu den Bildsensoren schon beschrieben, wird das RAW-Format im Prozess der Bildverarbeitung in der Kamera schon sehr früh auf die Speicherkarte geschrieben. Das RAW-Format kann nicht sofort weiter verarbeitet werden, wie das JPEG, bietet aber dem Fotografen einige Vorteile:
- es wird die maximal von der Kamera unterstützte Farbtiefe gespeichert
- das RAW-Format speichert die Aufnahmen ebenso komprimiert, aber unbedingt verlustfrei
- der Weißabgleich anhand der Farbtemperatur wurde noch nicht durchgeführt
- das Farbrauschen wurde noch nicht in der Kamera korrigiert
- das Bild wurde noch nicht scharfgezeichnet
Damit kann der Fotograf Bildkorrekturen in seiner Bildbearbeitungssoftware von Hand und nach sorgfältiger Kontrolle durchführen und erhält mitunter ein deutlich besseres Ergebnis.
RAW-Filter in der Bildbearbeitungssoftware
Viele Bildbearbeitungsprogramme können RAW-Formate lesen. Die Softwarehersteller liefern für eine große Zahl von Kameramodellen geeignete Filter mit, um die RAW-Aufnahmen lesen zu können. Erkundige dich vor dem Kauf einer Software, ob RAW-Formate unterstützt werden und ob Filter für dein Kameramodell enthalten sind. Ansonsten ist es wichtig, dass der Hersteller die Filter für neue Kameramodelle im Rahmen von Updates nachliefert.
Farbtiefe
Eine höhere Farbtiefe mag vom Auge nicht unbedingt wahrgenommen werden, wenn man aber Korrekturen in der Bildverarbeitung vornimmt, stellt man fest, dass ein RAW-Format deutlich mehr Reserven aufweist. Möchte man beispielsweise die Schatten aufhellen, dann liegen die dunklen Farbtöne in deutlich mehr Abstufungen vor und können gegenüber dem JPEG nahezu verlustfrei hoch geregelt werden.
Möchte man die Farbtiefe später erhalten, muss man das RAW-Format nach der Bearbeitung in entsprechenden Formaten wie TIFF oder DNG abspeichern, die Farbtiefen von 16 bit und höher unterstützten
Farbtemperatur
Eine falsch eingestellte oder falsch ermittelte Farbtemperatur bei einer JPEG-Aufnahme nachträglich zu korrigieren ist schwierig und für den Laien mitunter unmöglich. Die Farbtemperatur bei einer RAW-Aufnahme zu korrigieren ist dagegen fast ein Kinderspiel: man kann - wie bei der Kamera - anhand von Lichtsituationen (Tageslicht, Schatten, Trüb, Kunstlicht ...) Einstellungen vornehmen und die Bildwirkung am Computerbildschirm beurteilen. Hierzu sollte der Bildschirm idealerweise kalibriert sein - also selbst keine Farbfehler aufweisen. Vergleicht man dann den über die Lichtsituation herangezogenen Kelvin-Wert mit dem der Aufnahme, kann man immer noch mit einem Schieberegler Zwischenwerte hinsichtlich Anwendbarkeit überprüfen oder auch den Kelvin-Wert einer anderen Aufnahme aus der gleichen Lichtsituation manuell eintragen. Letzteres schafft zumindest eine Einheitlichkeit mehrerer Aufnahmen in der gleichen Situation fotografiert hinsichtlich der Lichtsituation.
Farbrauschen
Manche Bildbearbeitungsprogramme bieten ausgefeilte Einstellmöglichkeiten, um das Farbrauschen in einem Bild zu reduzieren. Anstatt der Kamera die Einstellung zu überlassen, kann er nun sorgfältig verschiedene Hebel ausprobieren und am Bildschirm in der 100%-Ansicht an verschiedenen Stellen überprüfen. Rauschkorrekturen haben den Nachteil, dass oftmals Bilddetails "weichgespült" werden und somit verloren gehen. In der Bildbearbeitung kannst du den Grad der Rauschreduktion so weit begrenzen, dass keine Verluste von Bilddetails entstehen.
Scharfzeichnen
Selbst hochwertig Objektive bilden auf dem Bildsensor feine Details mit einer gewissen Unschärfe ab. Die Scharfzeichnung sucht Übergänge in einem Bild und hebt diese über einen höheren Kontrast etwas stärker hervor. Dieser Prozess der Scharfzeichnung verläuft stufenlos. Auch hier überlässt der Fotograf diese Einstellung nicht einem pauschalen Wert der Kameraelektronik, sonder betätigt den Regler so, dass ein noch natürlicher Bildeindruck erhalten bleibt.
Scharfzeichnung stellt immer einen Kompromiss dar und kompensiert weder die mangelhafte Schärfe eines schlechten Objektivs noch die Fehlfokussierung seitens des Fotografen bei der Aufnahme!