Brennweite und Einfluss auf den Bildwinkel
Der Bildwinkel ist abhängig von der Brennweite des Objektivs und der Größe des Bildsensors. So erreicht man mit einem 50 mm Objektiv an einer APS-C-Kamera in etwa den gleichen Bildwinkel, wie ein 80 mm Objektiv an einer Vollformat-Kamera. Bei den meisten Objektiven kann man den Bildwinkel leicht über folgende Formel abschätzen:
Breite der Bildebene = Abstand x Breite des Bildsensors / Brennweite
Bei der Bildhöhe kann adäquat vorgegangen werden. Fotografieren wir also ein Motiv in 50 Metern Entfernung mit einem 200 mm Objektiv an einer Vollformat-Kamera, ergibt sich eine Breite der Bildebene in der Distanz von 50 Metern von 9 Metern (Abstand 50 m * Sensorbreite 36 mm / Brennweite 200 mm).
Die oben gezeigte Formel sollte lediglich bei extremen Weitwinkeln nicht mehr funktionieren. Bei Objektiven mit weniger als 12 mm Brennweite nähern wir uns einem Fischaugeneffekt mit Bildwinkeln von 180°.
Einsatz verschiedener Brennweiten und deren Wirkung
Bridge-Kameras verfügen über Zoomfaktoren von 30x und mehr. Sie beginnen bei einem Weitwinkel, das mitunter 24 mm beim Kleinbild-Format entspricht und enden bei Brennweiten von 800 mm (KB-Equivalent) und mehr. Der Fotograf ist hierbei verleitet, nur noch den Bildausschnitt mit der Zoom-Taste auszuwählen und dann den Auslöser zu drücken. Sein Motiv passt dann immer ins Bild.
Versuche es einmal umgekehrt: verwende ein Objektiv mit einer bestimmten Brennweite und nähere Dich dem Objektiv so weit, bis das Motiv in den Bildausschnitt passt. Führe diesen Versuch mit verschiedenen Brennweiten und dem gleichen Motiv aus verschiedenen Distanzen durch und beobachte die Wirkung der Brennweite auf die Proportionen im deinen Bildern.
Man kann diesen Versuch auch theoretisch durchführen:
Ausgangslage:
Du stehst am Anfang einer schnurgeraden Allee. Die Bäume in der Alle sind alle etwa 10 Meter hoch und stehen in einem Abstand von 10 Metern am Straßenrand.
- Für den ersten Versuch benutzte ein 50-mm-Objektiv und stelle dich mit deiner Kamera in einer Entfernung von 10 Metern vor den ersten Baum und richte die Kamera im Hochformat mit der Bildmitte auf das Ende der Straße. Wenn der erste Baum in einer Entfernung von 10 Metern steht, befindet sich der zweite Baum in einer Distanz von 20 Metern - also doppelt so weit entfernt. Der dritte Baum ist 30 Meter entfernt - also 3x so weit entfernt. So setzt sich das Bild fort.
- Verwenden wir für den zweiten Versuch ein 25-mm-Objektiv. Um den ersten Baum in etwa genau so groß abzubilden, wie beim ersten Versuch, können wir uns auf eine Distanz von 5 Metern nähern. Der zweite Baum steht 10 Meter weiter, also in einer Distanz von 15 Metern und gegenüber dem ersten Baum nun 3x so weit entfernt. Der dritte Baum in 25 Meter Entfernung ist 5x so weit entfernt. Das Ende der Allee wirkt weiter entfernt. Die Abstände der Bäume bei der Weitwinkelaufnahme wirken größer. Wird es eine Veränderung geben, wenn wir in einem dritten Versuch nun ein Teleobjektiv verwenden?
- Im dritten Versuch benutzen wir ein 100-mm-Objektiv. Jetzt müssen wir uns 20 Meter vom ersten Baum der Allee entfernen, um diesen genauso groß, wie bei den ersten beiden Versuchen abzubilden. 20 Meter ist nun die Referenz-Entfernung. In doppelter Entfernung von 40 Metern steht nun der dritte Baum. Der zweite Baum drängt sich dazwischen. In dreifacher Entfernung steht der fünfte Baum. Baum Nummer 4 steht nun zwischen #3 und #5. Das Ende der Allee wirkt dichter als beim Normalobjektiv und die Bäume stehen insgesamt dichter.
Wir haben die Brennweite halbiert oder gerade einmal verdoppelt und können hinsichtlich der Bildproportionen schon deutliche Auswirkungen auf die Perspektive und die Proportionen des Bildes feststellen. Probiert einmal obigen Versuch nachzubilden. Versucht, diesen räumlichen Effekt in die Planung eurer Aufnahmen anzuwenden.
Mir ist nach diesem Versuch klar geworden, warum in den Prospekten der Hotelbetreiber die Zimmer immer so groß wirken. Welches Objektiv werden denn hier eingesetzt werden?
Längste Belichtungszeiten bei unterschiedlichen Brennweiten
Als Faustregel gilt bei Vollformat-Kameras den Kehrwert der Brennweite als längstmöglichste Belichtungszeit bei Freihand-Aufnahmen zu verwenden. Bei einem 50-mm-Objektiv wäre das 1/50 Sekunde oder der nächst kürzere Wert. Bei einem 200-mm-Objektiv wäre das 1/200 Sekunde.
Manche Objektive oder manche Kamera-Sensoren verfügen über eine Einrichtung zur Bildstabilisierung. Hier sind mitunter 3-4 Stufen längere Belichtungszeiten möglich. Ansonsten musst du ein Stativ verwenden.